Die beeindruckende Persönlichkeit Sofia Magid hat durch ihre fast 20 abenteuerlichen Reisen per Bahn, per Lkw und zu Fuß kreuz und quer durch die ehemalige Sowjetunion reiche Musikschätze aus der jiddischen Tradition vor dem Verschwinden gerettet. Mit dem unhandlichen und schwer bedienbaren Edison-Phonographen und einem Vorrat an bespielbaren Wachswalzen ausgerüstet, scharte sie in den von Bürgerkrieg, Pogromen und Hunger gebeutelten Shtetln Osteuropas jiddisch singende Menschen um sich und konservierte ihre Lieder.
Das Ensemble WAKS beschäftigt sich seit seiner Gründung mit diesem in der Sowjetunion zwischen 1928 und 1941 von den Musikethnologen Sofia Magid und Moishe Beregovski in Feldforschungen gesammelten Ton-Archiv-Material von Wachswalzen-Phonographen. In bisher einmaliger Vorgehensweise erschafft WAKS im experimentellen und kreativen Umgang mit Ausschnitten aus diesem Material neue Arrangements und Kompositionen. Das Ensemble WAKS hat vier der Reisen zwischen 1928 und 1938 nach Wolhynien (Ukraine und Weißrussland) anhand der zeitlich und topografisch präzise zuzuordnenden Wachswalzen rekonstruiert und musikalisch nachgezeichnet. Eigenkompositionen von WAKS führen die Reise-Etappen musikalisch ein und verbinden diese. Jiddische Lieder und Liedausschnitte im Originalton von 1928 bis 1938, die eindringlich die damalige Geschichte widerspiegeln, erklingen mit Hilfe eines Computer-Programms quasi „live“ im Konzert. Die Sängerin des Ensembles singt mit den alten Stimmen zusammen oder im Wechsel.
Kompositorisch eingebettet und verbunden ergeben die Lieder und Stücke eine Dramaturgie für ein abendfüllendes, spannendes und vielschichtiges Konzertprogramm. Eigene Kompositionen, Rezitationen oder multimediale Elemente wie Video-Projektionen oder eingespielte Geräusche etc. ergänzen das Projekt mit sinnlich-dramatischer Wirkung.
Das Konzert wird mit freundlicher Unterstützung der Walter und Waltraud Schmalzried Stiftung ermöglicht.